Du möchtest die fruchtbaren Tage im Zyklus berechnen oder errechnen, wann du deine nächste Menstruation bekommst? Viele Zyklusapps versprechen dir, genau das für dich zu übernehmen. Sie basieren aber meist auf der Kalendermethode, bei der mit vergangenen Werten und Durchschnitten gerechnet wird. Die Vorhersagen entsprechen deswegen oft nicht der Realität. Warum du deinen Zyklus so schwer berechnen kannst und welche Alternative es gibt, um deine fruchtbaren Tage und den Zeitpunkt deiner nächsten Menstruation doch zu bestimmen, erfährst du in diesem Artikel.
Der Zyklus startet mit dem ersten Tag der Menstruation. Die Menstruation beginnt mit dem Tag, an dem das erste Mal frisches, rotes Blut beobachtet werden kann. Die Blutung gehört zu der ersten Phase im Zyklus, der sogenannten Follikelphase (auch Eireifungsphase). In dieser Phase reifen 10-20 Eibläschen in den Eierstöcken heran. Ziel des Zyklus ist es, dass ein Eibläschen während des Eisprungs springt. Das bedeutet, dass eine Eizelle aus dem Eierstock in den Eileiter freigegeben wird und dort befruchtet werden kann.
Nach dem Eisprung beginnt die zweite Zyklusphase, die Lutealphase. Während der Lutealphase soll die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut aufrechterhalten werden, damit eine eventuell entstandene Schwangerschaft ausgetragen werden kann. Ist keine Schwangerschaft eingetreten, wird die Schleimhaut nicht beibehalten und es kommt ca. 10-16 Tage nach dem Eisprung zu einer Blutung – der nächsten Menstruation.
Die Länge eines Zyklus wird durch die Länge der Eireifungsphase und den Zeitpunkt des Eisprungs bestimmt. Die Phase nach dem Eisprung ist mit 10-16 Tagen jeweils sehr konstant. Ist ein Zyklus länger als gewohnt, bedeutet das, dass der Eisprung erst später stattgefunden hat. Entsprechend verspätet sich auch nicht die Menstruation, sondern der Eisprung. Medizinisch gelten Zykluslängen zwischen 23 und 36 Tagen als normal. Schwankungen von 7-10 Tagen innerhalb eines Jahres sind dabei nicht ungewöhnlich.
Nutzt du einen Zykluskalender oder einen Menstruationskalender z.B. in Form einer App, dann trägst du dort die Tage deiner Menstruation ein. Solche Zykluskalender „berechnen“ deinen Zyklus auf Basis der sogenannten Kalendermethode.
Bei der Kalendermethode wird die durchschnittliche Zykluslänge deiner vergangenen Zyklen genutzt, um „vorherzusagen“ wie lang dein aktueller Zyklus wird und wann deine nächste Menstruation eintritt. Für die Berechnung der fruchtbaren Phase wird angenommen, dass der Zyklus 28 Tage lang ist und der Eisprung an Zyklustag 15 stattfindet. Die Berechnung der fruchtbaren Phase bei der Kalendermethode funktioniert wie folgt: dein kürzester Zyklus -9 Tage als Beginn der fruchtbaren Phase und dein längster Zyklus –11 Tage als Ende der fruchtbaren Phase.
Die Kalendermethode basiert auf der Annahme, dass ein Zyklus 28 Tage lang ist und der Eisprung an Tag 15 stattfindet. Studien zeigen, dass nur 13.1% der Zyklen eine Zykluslänge von 28 Tagen haben und dass nur in 25.5% der Zyklen ein Eisprung an den Zyklustagen 14-15 stattfindet.1 Für die Mehrheit der Menstruierenden sind die Berechnungen daher ungeeignet. Da bei der Kalendermethode auf Basis vergangener Zyklen gerechnet wird, besteht außerdem kein Bezug zu dem, was aktuell in deinem Körper passiert.
Die Eireifungsphase ist die variable Phase im Zyklus. Der Eisprung kann sich sowohl nach vorne als auch nach hinten verlagern und damit wissenschaftlich nicht vorhergesagt werden. Mit der Kalendermethode kann nicht herausgefunden werden, ob oder wann ein Eisprung stattgefunden hat. Das, was mit Hilfe der Kalendermethode berechnet wird, ist deswegen weder zur Verhütung noch bei Kinderwunsch gut geeignet.
Bei NFP (natürliche Familienplanung) beobachtest du die zyklischen Veränderungen der Körperzeichen Zervixschleim und Basaltemperatur. Der Zervixschleim reagiert auf den Anstieg des Hormons Östrogen vor dem Eisprung und ist deswegen ein guter Indikator für den Beginn und den Höhepunkt der fruchtbaren Zeit. Nur wenn ein Eisprung stattfindet, steigt danach die Basaltemperatur um ca. 0,2-0,5 Grad an.
Ein solcher Anstieg der Basaltemperatur über mehrere Tage hinweg ist die Bestätigung, dass ein Eisprung stattgefunden hat. Durch die Körperzeichen kann der Zeitpunkt des Eisprungs zwar auch nicht sicher vorhergesagt werden aber die fruchtbare Phase eingegrenzt und rückwirkend bestätigt werden.
Wenn mit Hilfe von NFP ein Eisprung durch den Anstieg der Basaltemperatur bestätigt wurde, dann kann der Zeitpunkt der nächsten Menstruation berechnet werden. Die Phase nach dem Eisprung ist die stabile Phase im Zyklus. Sie ist zwischen 10 bis 16 Tage lang und bei jedem deiner Zyklus ungefähr gleichlang. Hast du meist eine Lutealphase um die 12-13 Tage, dann kannst du anhand deiner Temperaturhochlage errechnen, wann deine nächste Menstruation eintritt. Oft zeigt sich der Start der Menstruation zusätzlich mit einem Abfall der Basaltemperatur am Morgen.
Mit NFP beobachtest du täglich, was in deinem Körper passiert. Damit entsprechen deine Beobachtungen und Berechnungen viel stärker dem, was tatsächlich in deinem Zyklus passiert. NFP kannst du nutzen, um deinen Zyklus zu beobachten, gezielt schwanger zu werden oder sicher und hormonfrei zu verhüten.
Quelle: 1 MFM Deutschland e.V. (2022) Zyklus und Fruchtbarkeit. Wissen und Fortbildungen. Abgerufen am 02.09.2022 auf https://www.mfm-programm.de/index.php/wissens-blog/zyklus-und-fruchtbarkeit
Über die Autorin
Katharina Dinzen ist Expertin für natürliche Familienplanung (NFP) und Zyklusgesundheit. Mit Ovulista zeigt sie Frauen und Mädchen, wie sie ihren Zyklus für sich und ihr Wohlbefinden, ihren Kinderwunsch oder die hormonfreie Verhütung mit nutzen.